- Ghazal
- Ghazal[hinduistisch, 'gaːsal], in Indien, Pakistan und Afghanistan verbreitete Form des populären Liedes. Sie geht zurück auf eine gleichnamige poetische Form — coupletähnliche (Couplet) Reimpaare in Urdu, der Sprache der nordindischen und pakistanischen Moslems, die in der klassischen Musik Indiens zum Lied umgeformt und als »leichte Klassik« zum Ausklang von Konzerten aufgeführt wurde. Inhaltlich handelte es sich um Liebeslieder, die aus einer weiblichen Perspektive geschrieben waren. Das Singen von Ghazals gehörte auch zum Standard-Repertoire indischer Kurtisanen der gehobenen Klasse, was in den Liedern seine Spuren hinterlassen hat. In den Fünfzigerjahren wurde Ghazal durch die indische Filmindustrie zu einem Bestandteil kommerzieller Filmmusik gemacht und erfreute sich darin schnell wachsender Popularität, die mit der Durchsetzung der Kassettentechnik Ende der Siebzigerjahre und dem Aufkommen kleiner unabhängiger Musikproduzenten auch auf dem indischen Subkontinent noch einmal gewaltig anstieg. In den Achtzigerjahren betrug der Anteil dieser Musik annähernd fünfzig Prozent des riesigen indischen Kassettenmarktes. Ghazal nahm dabei verschiedene musikalische Einflüsse auch der Popmusik des Westens auf, ohne jedoch seine tiefe Verwurzelung in der Tradition der indischen Musik zu verlieren. Zu regelrechten Superstars des Pop-Ghazal entwickelten sich in den Siebzigerjahren die beiden pakistanischen Sänger Mehdi Hasan (* 1956) und Ghulam Ali (* 1957), deren immenser Erfolg in den Achtzigerjahren noch von dem Duo Jagit (* 1959) und Chitra Singh (* 1961) übertroffen wurde. In Europa ist Ghazal vor allem durch die britische Sängerin indischer Abstammung Najma Akhtar (* 1965) bekannt gemacht worden, deren Album »Qareeb« (1992) als ein Markstein gilt.
Universal-Lexikon. 2012.